In einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt sind diverse Teams kein Trend mehr, sondern ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Soweit die Parole. Doch was bedeutet das konkret für Personalverantwortliche? Was kann das diverse Team, was das eher homogen besetzte nicht kann? Und wie lässt sich eine Recruitingstrategie darauf ausrichten, Vielfalt zu fördern? Eins sei schon vorweg verraten: Es fängt bei den Personalverantwortlichen an.
Was macht ein diverses Team aus – und so attraktiv?
Ein diverses Team vereint Mitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen: Geschlecht, ethnische Herkunft, Alter, berufliche Erfahrung, Denkweisen und kulturelle Perspektiven. Studien belegen, dass diese Vielfalt zu besseren Entscheidungen führt und Innovationen fördert. Ein Beispiel hierfür ist eine Untersuchung des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, die zeigt, dass gemischte Teams ausgewogenere Entscheidungen treffen – ein Vorteil, den homogene Teams nicht immer bieten. So zeigte sich, dass reine Männerteams in Entscheidungsprozessen eher zu hohe, reine Frauenteams zu niedrige Risiken eingehen.
Die Unternehmens- und Strategieberatungsfirma McKinsey & Company ergänzt dies mit einer europaweiten Studie: Demnach haben Unternehmen mit gemischten Führungsteams eine um über 60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, profitabel zu sein.
Der Grund, so die Vermutung: Diversität schafft eine Arbeitsumgebung, in der unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt und daher kreativere Lösungen gefunden werden.
Neben den Potenzialen bringen diverse Teams aber natürlich auch Herausforderungen mit sich.
Die Fallstricke diverser Teams: Herausforderungen erkennen und meistern
Unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Arbeitsstile können zu Missverständnissen und Konflikten führen. Hier liegt die Verantwortung bei der Personalabteilung: Eine solide Diversitätsstrategie umfasst nicht nur den Aufbau eines diversen Kandidat*innen-Pools, sondern auch den nachhaltigen Aufbau einer HR-Abteilung, die im vorurteilsfreien Umgang geschult ist.
Die Forschung zeigt: Je diverser die Personalabteilung selbst ist, desto effektiver das Recruiting. Eine Untersuchung von Indeed und Glassdoor hat ergeben, dass Unternehmen mit divers aufgestellten HR-Teams offener für unterschiedliche Bewerber*innen sind und freie Stellen schneller besetzen können. Fast die Hälfte dieser Unternehmen konnte Vakanzen innerhalb von zwei Monaten besetzen – im Gegensatz zu nur 32 Prozent der Unternehmen ohne Diversitätsstrategie.
Diversity als Entscheidungskriterium der nächsten Generation
Der Fokus auf Diversität zahlt sich langfristig aus. Eine Erhebung der Internationalen Hochschule (IU) zeigte, dass 75 Prozent der zukünftigen Fachkräfte Diversity und Inklusion als entscheidende Faktoren bei der Wahl ihres Arbeitgebers sehen. Ein Unternehmen, das diese Erwartungen ernst nimmt und umsetzt, positioniert sich als attraktiver Arbeitgeber in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt.
Was ist beim Recruiting diverser Teams zu beachten?
Um Diversität nicht nur als Schlagwort, sondern als gelebte Praxis im Recruiting zu etablieren, sollten Personalentscheider*innen folgende Maßnahmen beachten:
- Inklusive Stellenausschreibungen gestalten: Verwenden Sie eine inklusive Sprache, die sich an alle potenziellen Kandidat*innen richtet. Vermeiden Sie geschlechts- oder altersbezogene Formulierungen und nutzen Sie neutrale Titel, um Bewerbungen aus unterschiedlichen Gruppen zu fördern. Tools zur Überprüfung auf unbewusste Vorurteile in Texten können hierbei hilfreich sein – noch besser jedoch: echte Spezialist*innen ans Werk lassen!
- Aktive Ansprache vielfältiger Gruppen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Recruitingkanäle diverse Zielgruppen erreichen. Partnerschaften mit Universitäten, Organisationen und Netzwerken, die bestimmte demografische Gruppen vertreten, können die Reichweite vergrößern. Auch die Nutzung spezifischer sozialer Medien und Plattformen ist effektiv.
- Schulungen für Personalverantwortliche: Schulungen zur Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile sind entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Bewerber*innen fair bewertet werden. Speziell entwickelte Trainingsprogramme unterstützen HR-Teams dabei, objektive Auswahlprozesse zu etablieren.
- Strukturierte Interviews durchführen: Standardisierte Interviewfragen für alle Kandidat*innen sind eine bewährte Methode, um die Objektivität im Auswahlprozess zu erhöhen und unbewusste Vorurteile zu minimieren.
- Vielfalt im Auswahlgremium: Ein diverses Auswahlgremium sorgt für unterschiedliche Perspektiven in der Entscheidungsfindung und signalisiert den Bewerber*innen, dass das Unternehmen Vielfalt lebt. Dies kann das Vertrauen der Kandidat*innen stärken und die Arbeitgeberattraktivität erhöhen.
- Flexible Bewerbungsprozesse anbieten: Flexibilität, wie die Option für virtuelle Interviews oder barrierefreie Bewerbungsportale, sorgt dafür, dass potenziell qualifizierte Bewerber*innen nicht ausgeschlossen werden.
Fazit
Der Aufbau diverser Teams beginnt mit einer Personalabteilung, die bewusst und strategisch agiert. Personalentscheider*innen müssen Vielfalt und Fachexpertise kombinieren, um Teams zusammenzustellen, die nicht nur kreativer und innovativer sind, sondern auch resilient und zukunftsfähig. Die Implementierung spezifischer Recruitingstrategien, die Schulungen, faire Auswahlprozesse und ein diverses HR-Team einschließen, schafft die Grundlage für langfristige Erfolge. Für Unternehmen bedeutet dies, jetzt die Weichen zu stellen: Die bewusste Integration von Diversität in den Rekrutierungsprozess ermöglicht nicht nur effizientere Einstellungsverfahren, sondern sichert auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit. Der erste Schritt zu diesem strategischen Vorteil beginnt mit einer vielfältigen Personalabteilung.