Die Zukunft des Arbeitsmarktes steht in den Startlöchern ihrer Karrierelaufbahn. Die Generation Z – geboren zwischen etwa 1997 und 2012 – hat wie jede Generation ihre ganz eigene Vorstellung von ihrem (künftigen) Berufsleben und den Aspekten, die ihr dabei wichtig sind. Wir haben uns die Talente von morgen mal näher angeschaut.
Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren verbrachten laut einer Statista-Erhebung im Jahr 2021 durchschnittlich 241 Minuten am Tag im Internet. Sie sind mit dieser Technologie aufgewachsen, daher werden Angehörige der Generation Z auch als „Digital Natives“ bezeichnet. Aus diesem Grund ist das Internet, allem voran Social Media, der wichtigste Kanal, um sie zu erreichen. Bestenfalls geschieht dies auf mobilen Endgeräten. So zeigt die „Recruiting Trends“-Studie 2020 des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie des Karriereportals Monster: Präferieren unter den Befragten der Generation Baby-Boomer[1] 27,8 Prozent eine mobile Bewerbung, sind es bei den Millenials[2] 38,1 Prozent und bei den Digital Natives mit 53,5 Prozent schon mehr als die Hälfte der Zielgruppe.
Darüber hinaus haben sich die Wertevorstellungen innerhalb nur eines Generationenwechsels von eher karriereorientierten hin zu ideellen verlagert. So zeigt die Gen-Z-Studie des Personalvermittlers Zenjob von 2021 mit knapp 1.800 Befragten: Während für Millenials gutes Gehalt die wichtigste Anforderung an potenzielle Arbeitgeber ist, steht für die Generation Z Ehrlichkeit und offene Kommunikation an erster Stelle. Die Bezahlung belegt den zweiten Rang. Die relevantesten Ansprüche der Digital Natives an ihren Arbeitsplatz sind laut Studie Vereinbarkeit mit dem Privatleben (69 Prozent), Flexibilität (54,8 Prozent) und persönliche Identifikation (54,7 Prozent).
Die Generation Z denkt zukunftsorientiert und möchte langfristig den passenden Job finden.
Auch Sicherheit steht weit oben auf der Wunschliste. Die Generation Z denkt zukunftsorientiert und möchte langfristig den passenden Job finden. Daher nehmen sich junge Menschen immer mehr Zeit, um herauszufinden, was ihnen wirklich liegt und welchen Weg sie einschlagen wollen. Im Vorfeld werden ausführliche Informationen gesammelt, alle Optionen geprüft und durchdacht. Sollte die Wahl dann doch nicht passen, ist die Bereitschaft, ein Studium oder eine Ausbildung abzubrechen, höher als in früheren Generationen.
Wir fragen uns, wonach junge Talente ihren Ausbildungsweg, ihren künftigen Beruf und ihren Arbeitgeber wirklich wählen. Welche Aspekte und Angebote eines Jobs sprechen sie besonders an? Welche Kanäle sind am effektivsten, um die Zielgruppe Gen Z zu erreichen? Und wie können Unternehmen den Nachwuchs von sich überzeugen? Wir hatten Mitte März die Chance, eine Schülerin der Generation Z im Rahmen eines Betriebspraktikums kennenzulernen. Diese haben wir genutzt und sie einfach mal selbst gefragt, wie sie sich auf ihr künftiges Berufsleben vorbereitet und worauf sie bei ihren Entscheidungen besonderen Wert legt.
Zehn Fragen an unsere Schülerpraktikantin Josefine Hergott (14 Jahre alt)
1) Ausbildung, Studium oder …? Welcher Weg schwebt dir vor und aus welchem Grund?
Ich strebe ein Studium an, da ich sehr gerne lerne und neue Erfahrungen sammle. Viele meiner Freund*innen und Verwandten haben ebenfalls vor, zu studieren oder haben bereits ein Studium abgeschlossen, und auch meine Lehrer*innen haben mir bisher immer ein Studium nahegelegt. Außerdem halte ich meine Chancen auf einen interessanten, gut bezahlten und fordernden Beruf mit einer akademischen Ausbildung für höher.
2) Was ist für dich besonders wichtig in Bezug auf deinen künftigen Arbeitgeber (Gehalt, Sicherheit, Familienfreundlichkeit, Entwicklungschancen, Work-Life-Balance, Arbeitszeiten, Ruf des Unternehmens etc.) und weshalb?
In meinem zukünftigen Beruf wäre es mir besonders wichtig, einen wertvollen Beitrag für unsere Umwelt zu leisten oder Menschen zu helfen. Noch weiß ich nicht, in welchem Fachbereich ich später mal arbeiten möchte, aber ich könnte mir beispielsweise vorstellen, etwas im wissenschaftlichen Bereich zu entwickeln oder zu forschen. Mir schwebt ein sinnvoller und interessanter Job vor, in dem man immer wieder neue Sachen lernen kann, der aber trotzdem eine gewisse Stabilität und Regelmäßigkeit mit sich bringt.
3) Was ist für dich besonders wichtig in Bezug auf deinen künftigen Arbeitgeber (Gehalt, Sicherheit, Familienfreundlichkeit, Entwicklungschancen, Work-Life-Balance, Arbeitszeiten, Ruf des Unternehmens etc.) und weshalb?
Mein zukünftiger Arbeitgeber sollte ein stabiles und sicheres Arbeitsumfeld mit guten Zukunftschancen bieten. Außerdem lege ich Wert auf gerechten Lohn und angemessene Arbeitszeiten sowie auf ein Umfeld ohne Diskriminierung, unfaire Vorurteile oder Chancenungleichheit.
4) Was macht einen Arbeitgeber für dich besonders attraktiv/unattraktiv?
Ein modernes und digitales Arbeitsumfeld halte ich für besonders ansprechend – ebenso wie einen klimafreundlichen Arbeitgeber, der Wert auf ein umweltbewusstes Berufsleben legt. Weniger ansprechend finde ich hingegen einen Arbeitgeber, der wenig Freiraum für eigene Ideen oder selbstbestimmtes Arbeiten lässt.
5) Wo/wie informierst du dich über berufliche Möglichkeiten? Wie intensiv setzt du dich mit deinen Optionen und den Angeboten auseinander?
In der Schule werden uns bereits Möglichkeiten für zukünftige Berufe aufgezeigt. Zum Beispiel haben wir schon einige Berufsorientierungsbroschüren oder -bücher erhalten, mit denen ich mich aber noch nicht allzu ausführlich auseinandergesetzt habe. Auch mit meinen Freund*innen rede ich oft über mögliche Berufsangebote und viele von ihnen haben auch schon eine genaue Vorstellung von ihrem Traumjob.
Es gibt außerdem Projekte von unserer Schule, die einem das Berufsleben näherbringen, wie beispielsweise Praktika oder das „mint:pink-Programm“, das Schülerinnen für die Welt der Naturwissenschaften und Berufe in wissenschaftlichen Bereichen begeistern will. Durch solche Angebote durfte ich bereits viele interessante Berufe kennenlernen. Ich habe mich aber noch nicht so intensiv mit meinen Möglichkeiten auseinandergesetzt und den passenden Job noch nicht entdeckt.
6) Welche Informationsangebote helfen dir am meisten in Bezug auf deine Entscheidungsfindung (Berufsberatungen, Schule, Gespräch mit Freund*innen/Verwandten, Social Media, Google etc.)? Inwiefern?
Angebote und Gespräche in der Schule sind meiner Meinung nach sehr hilfreich bei der Berufsfindung, da es dort viele sachliche Infos gibt. Auch Freund*innen und Familie können einen gut unterstützen, hier fällt der Rat jedoch eher subjektiver aus. Social-Media-Plattformen oder Suchmaschinen sind heutzutage sehr wertvoll für die Berufssuche: Durch Persönlichkeitstests oder Online-Beratungen kann man, oft sehr schnell und auf spielerische Weise, ganz leicht herausfinden, welcher Fachbereich zu einem passt und welcher Beruf einem liegt. Auch wenn diese Tests nicht immer ganzheitlich ansetzen können, treffen die Ergebnisse in den meisten Fällen zu und ich kann mir gut vorstellen, dass schon viele junge Leute ihrem Beruf dadurch nähergekommen sind.
7) Stell dir vor, du siehst Werbung von einem Unternehmen, das Personal sucht. Wie müsste diese gestaltet sein (Medium – Video, Plakat o. ä., Tonus – bspw. lustig oder seriös, Bildauswahl – Menschen, Text, Unternehmensbilder) und welche Inhalte sollten vermittelt werden, um dein Interesse zu wecken?
Für mich sollten sowohl Werbevideos als auch -plakate mit modernen Farben und Schriftzügen gestaltet sein, damit das Ganze nicht zu langweilig oder altmodisch wirkt. Außerdem würde ich Wert auf eine seriöse Anzeige legen, die aber trotzdem nicht zu eingestaubt wirkt – es kann also auch gerne ein wenig lustig gestaltet sein. Allerdings sollte die Anzeige auch nicht zu verspielt wirken, da das Angebot dann nicht sehr seriös erscheint.
Außerdem sollten kurz und knapp die wichtigsten Infos zur Stelle erwähnt werden, denn wenn ich mich erst noch über eine andere Website oder ähnliches informieren muss, würde ich schnell das Interesse verlieren. Generell würde ich sowohl bei Text- als auch bei Bildelementen auf eine authentische Darstellung des Unternehmens setzen, da halte ich kontextreiche und ehrliche Bilder für sinnvoll. Also definitiv etwas, das mit dem Unternehmen zusammenhängt und eine positive Assoziation hervorruft, beispielsweise ein gut gelauntes Team oder interessante Arbeitsbeispiele.
8) Fühlst du dich auf den bevorstehenden Bewerbungsprozess gut vorbereitet? (Wodurch?) Was schreckt dich daran ab (Anschreiben, (Zeit-)Aufwand, Wartezeiten auf Feedback, Unsicherheit etc.)?
Da wir in der Schule bereits ziemlich ausführlich gelernt haben, wie man eine Bewerbung und einen Lebenslauf verfasst, fühle ich mich in dieser Hinsicht gut vorbereitet. Auch der damit verbundene Zeitaufwand stellt für mich kein Problem dar. Wenn ich schon einen konkreten Plan für einen Job hätte, würde ich nach der Schule wahrscheinlich nicht davor zurückschrecken, mich irgendwo zu bewerben.
9) Welche „Nachteile“ würdest du akzeptieren (z. B. Schichtarbeit oder Befristung) und was sind für dich No-Gos in Bezug auf deinen künftigen Beruf?
Für mich würde Schichtarbeit kein großes Problem darstellen. Auch viel „Schreibtischarbeit“ wäre in Ordnung. Für physische Arbeit hingegen wäre ich eher nicht zu begeistern und auch viele Reisen wären für mich eher ein No-Go, allein schon aufgrund des Einflusses auf unsere Umwelt.
10) Und last but not least: Was willst du mal werden und welche Unterstützung wünschst du dir auf deinem Weg dorthin?
Was ich mal werden möchte, habe ich mich schon oft gefragt, doch ich habe bisher noch keine klare Antwort darauf gefunden. Ich habe mich schon immer sehr für Literatur und Wissenschaft interessiert und würde gerne in den kreativen oder naturwissenschaftlichen Bereich gehen. Den Themenbereich Medizin finde ich sehr spannend, aber noch habe ich nicht das Richtige für mich gefunden. Ich hoffe natürlich, dass ich irgendwann durch eine inspirierende Person oder ein Ereignis den richtigen Weg finde und bis dahin Unterstützung und gute Ideen bekomme – bspw. von meinen Lehrer*innen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass jedem Menschen alle möglichen Berufe und Fachbereiche aufgezeigt werden, denn jeder sollte das Recht auf Bildung, einen Beruf und seinen eigenen Weg haben.
Im Jahr 2021 lag die Studienanfängerquote laut Statista bei 55,8 Prozent. Zum Vergleich: 20 Jahre vorher begannen nur 36,1 Prozent der Schulabgänger*innen ein Studium. Wie auch Josefine streben in Deutschland immer mehr junge Menschen ein Studium an. Die Gründe dafür sind, wie eingangs erwähnt, insbesondere Sicherheit, Zukunftschancen, ein solides Gehalt und die Möglichkeit, sich im Job entfalten zu können. Wie bei vielen Altersgenoss*innen stehen auch bei Josefine ideelle Werte weit oben auf der Wunschliste. Sie möchte mit ihrer Arbeit Mensch und Umwelt helfen und achtet bei der Wahl ihres Arbeitgebers besonders auf Aspekte wie Chancengleichheit, Fairness und Klimaschutz. „Unbequemere“ Umstände wie Schichtarbeit werden in Kauf genommen, sofern die anderen Parameter passen – auch hier stehen Beständigkeit des Alltags sowie der Umweltaspekt weit vorne.
Social Media bestätigt sich als einer der wichtigsten Kanäle bei der Ansprache der Generation Z. Zudem machen Josefine kurze und einfache Online-Tests in Sachen Berufsorientierung neugierig. Für Unternehmen, die im Recruiting junge Zielgruppen erreichen wollen, empfiehlt es sich, innovative und interaktive Online-Formate, bspw. sogenannte Clickflows bzw. (Mobile) Funnels, zu testen und für sich zu nutzen. Auch die Angebote der Schule hinterlassen bleibenden Eindruck, weshalb sich z. B. eine Kooperation oder gemeinsame Informationsveranstaltung mit umliegenden Schulen rentieren kann. Hier sind Broschüren scheinbar weit weniger attraktiv als ein persönlicher Kontakt. Wichtig bei der Ansprache ist immer eine gelungene Mischung aus Authentizität, relevanten Inhalten und einer Prise Humor bzw. Lockerheit. Die Aufmachung sollte ansprechend, modern und übersichtlich sein. Spannend ist, dass die Navigation auf weiterführende Seiten abschreckt. Interesse wecken – oder bestenfalls sogar schon überzeugen – sollten Arbeitgeber also insbesondere mit den Maßnahmen, die auf Erstkontakt abzielen.
Jede*r künftige Arbeitnehmer*in ist anders – wir können nicht von einem Individuum auf alle schließen und genauso wenig Ergebnisse einer Umfrage auf eine Einzelperson übertragen. Wer seine Zielgruppe kennen und passgenau ansprechen möchte, sollte sich mit ihren Werten und Bedürfnissen befassen – sowohl mit den Idealen der gesamten Altersgruppe als auch mit den individuellen jeder Kandidatin bzw. jedes Kandidaten, die oder der für ein Unternehmen gewonnen werden soll.
In diesem Artikel wollen aber nicht wir das letzte Wort haben, sondern überlassen es Josefine:
„Nicht nur die Werte, sondern auch die Art und Weise der Jobsuche ist in der Gen Z anders als in den vorigen Generationen. Wir sind mit Technik aufgewachsen und stets darüber erreichbar. Wir sind tolerant, zukunftsorientiert und informiert. Trotzdem werden wir von älteren Generationen oft als ungebildet, faul und techniksüchtig abgestempelt. Ich wünsche mir, dass sich das – insbesondere im Hinblick auf die Jobsuche – ändert, denn: Wir sind bereit für die Berufswelt!“
Josefine Hergott (14 Jahre alt)
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[1] Geboren ca. zwischen 1955 und 1964
[2] Geboren ca. zwischen 1980 und 1994