Das Brainstorming ist sicher eine der bekanntesten Kreativitätstechniken – und eine der herausforderndsten, denn es ringt uns die Fähigkeit ab, Botschaften aufzunehmen, ohne sofort den eigenen Bewertungsmotor anzuschmeißen.
Ziel des Brainstormings ist es, Lösungen für bekannte oder neue Probleme zu generieren, und zwar – zunächst – so viele wie möglich.
Im Personalumfeld kann das Brainstorming je nach Thematik zur Problemlösung im eigenen Bereich genutzt werden oder es werden aus den Reihen der Mitarbeitenden Brainstorming-Teams zusammengestellt.
Phase 1: die Vorbereitung
A: die Besetzung des Brainstormings
Idealerweise sind mindestens fünf und maximal 15 Personen an Bord, am besten aus unterschiedlichen Bereichen. Natürlich sollten die jeweiligen Fachexpert*innen vertreten sein; um den Raum der Ideenfindung zu erweitern ist es jedoch sinnvoll, auch Komplementärdisziplinen dazu zu bitten. Sie bringen oft ganz neue Perspektiven mit ein und können eine echte Bereicherung sein.
B: die zeitliche und räumliche Planung
Planen Sie je nach Komplexität des Themas und Anzahl der Teilnehmenden mindestens zwei Stunden ein. Wichtig dabei ist, den veranschlagten Zeitrahmen vorab mitzuteilen, damit sich alle darauf einstellen können. Zudem ist darauf zu achten, dass die Beteiligten für den Zeitraum des Brainstormings auch wirklich Zeit haben.
Eine weitere wichtige Rolle spielt der Raum, in dem das Brainstorming stattfindet. Er sollte ruhig gelegen sein, sodass keine störenden Geräusche ablenken, und möglichst leer, damit keine anderen Details die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es kann sogar ratsam sein, das Brainstorming ganz außerhalb des Unternehmens stattfinden zu lassen, sich also zum Beispiel in ein Co-Working-Space oder einen schönen Landgasthof mit Blick in die Natur einzumieten.
C: die benötigten Materialien
Ob klassisches Flipchart oder Laptop und Beamer – Sie brauchen auf jeden Fall etwas, auf oder in das für alle sichtbar geschrieben werden kann. Auch sollten die Teilnehmenden die Möglichkeit für eigene Notizen haben. Sorgen Sie außerdem für Getränke und kleine Snacks als Gedanken- und Nervenfutter; das ist vor allem bei längeren Sessions hilfreich.
D: die/der Moderator*in
Der Moderation kommt eine zentrale Rolle zu: Sie muss gleichzeitig motivieren und zur Ideenfindung anfeuern, aber auch Grenzen aufzeigen, sobald die Regeln (s. u.) des Brainstormings nicht eingehalten werden. Außerdem kommt der Moderation die praktische Aufgabe der Ideendokumentation zu.
Sinnvoll ist es somit, eine möglichst neutrale Person zu bestimmen, vor der die Teilnehmenden keine Scheu haben. Wenig empfehlenswert sind daher Führungskräfte oder anerkannte Autoritäten des Themas. Die Teilnehmenden müssen einfach sicher sein können, dass sie weder während noch nach dem Brainstorming mit negativen Reaktionen auf ihre preisgegebenen Ideen zu rechnen haben.
E: die Zielkonkretisierung
Bevor es mit dem eigentlichen Brainstorming losgeht, gilt es, das Ziel ganz genau zu definieren und zu formulieren. Wahlweise kann dieses Thema von vornherein festgelegt werden oder bereits ein erster Bestandteil des Brainstormings sein. Dann sollte auch für diesen Prozess ausreichend Zeit, in aller Regel mindestens eine halbe Stunde, eingeplant sein.
Phase 2: das eigentliche Brainstorming
Regel Nr. 1: keine Kritik üben
Die wichtigste Regel eines jeden Brainstormings! Denn nur unter dieser Bedingung können Ideen wirklich frei geäußert werden. Das bedeutet, dass in der Phase der Ideensammlung kein Vorschlag kommentiert wird, und zwar weder im positiven noch im negativen Sinne. Jede Art von Kritik, vom lauten Lacher bis zum allerleisesten verächtlichen Schnauben, ist zu unterbinden.
Aufgabe der Moderation ist es, diese Regel bei Verstößen immer wieder in Erinnerung zu rufen. Je unerfahrener die Brainstorming-Gruppe ist, umso häufiger wird es nötig sein.
Regel Nr. 2: Quantität vor Qualität
Während des eigentlichen Brainstorming-Prozesses kommt es darauf an, so viele Ideen wie möglich zu sammeln. Egal, wie schräg eine Idee ist, aber auch egal, wie langweilig sie spontan erscheinen mag: Es kommt einfach darauf an, dem Kopf freien Lauf zu lassen.
Aufgabe der Moderation ist es, jede Idee zu notieren – und zwar wirklich jede!
Regel Nr. 3: aussprechen lassen
Damit alle Ideen gesammelt werden und niemand übergangen wird, muss man sich gegenseitig zuhören. Die Moderation hat daher darauf zu achten, dass der Reihe nach gesprochen wird. Dies ist auch der Grund dafür, warum alle Teilnehmenden die Möglichkeit bekommen sollten, sich Notizen zu machen. So können eigene Gedanken schon einmal notiert werden, während ein anderer noch spricht.
Phase 3: die Ergebnisauswertung
Sind alle Einfälle gesammelt, geht das Brainstorming in die zweite Phase über: die Ideenbewertung.
Dafür müssen zunächst klare Kriterien definiert werden, nach denen ausgewählt bzw. verworfen wird. Solche Merkmale können sein: finanzielle Bedingungen (was darf die Umsetzung einer Idee maximal kosten), zeitliche Einschränkungen (in welchem Zeitraum ist das Problem zu lösen, gibt es evtl. saisonale Einschränkungen u. Ä.), personelle Voraussetzungen (reichen die vorhandenen Kapazitäten/Kompetenzen aus) etc.
All diese Kriterien können bereits vorgegeben sein oder von den Teilnehmenden in einem gemeinsamen Prozess bestimmt werden.
Phase 4: Verworfenes erneut prüfen
Nachdem die Ideen anhand der definierten Kriterien sortiert wurden, kann eine zweite Brainstorming-Runde mit dem Ziel angesetzt werden, die verworfenen Ansätze noch einmal daraufhin zu prüfen, ob sie evtl. so abgeändert werden können, dass sie den Kriterien entsprechen.
Ist eine Idee bspw. den fehlenden internen Kapazitäten/Kompetenzen zum Opfer gefallen, könnten evtl. temporäre externe Kräfte hinzugezogen werden. Passen Lösungsvorschläge nicht ins finanzielle Budget, könnte noch einmal gebrainstormt werden, wie sie auch zu günstigeren Konditionen umgesetzt werden können usw.
Phase 5: der krönende Abschluss
Am Schluss eines jeden Brainstormings steht die Definition der ausgewählten Ideen – doch damit sollte die Session noch nicht beendet sein. Den krönenden Abschluss bildet erst die Umsetzung eines oder mehrerer Einfälle.
Daher ist es einer der größten Fehler, die beim Brainstorming gemacht werden können, die Teilnehmenden aus der Session zu entlassen und sie nicht zum Fortgang des Projekts auf dem Laufenden zu halten.
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ gilt daher auch fürs Brainstorming: Jede Session ist nur so gut ist, wie der Erfolg der vorherigen. Nur wenn die Teilnehmenden wissen, was aus ihren Ideen geworden ist, sind sie auch beim nächsten Mal wieder motiviert dabei.
Viel Erfolg!