In Deutschland fehlen Fachkräfte. Das gilt zwar nicht für jede Branche, viele jedoch – wie Gesundheit, Bau und IT – sind besonders betroffen. Das Institut für deutsche Wirtschaft (IW) zeigt im Jahresrückblick 2022/23, dass die Fachkräftelücke – also die Zahl der offenen Stellen, für die es rechnerisch bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt – mehr als 630.000 Arbeitsplätze betrug. Die Stellenüberhangsquote fällt dabei umso größer aus, je höher die Qualifikation der gesuchten Fachkräfte ist.
Internationales Recruiting wird notwendig
Immer mehr Unternehmen halten daher im Ausland Ausschau nach geeignetem Personal. Im Rahmen einer Randstad-Umfrage aus dem vierten Quartal 2022 unter rund 600 Personalverantwortlichen gaben durchschnittlich gut 80 Prozent der befragten Personalleiter*innen an, dass sie 2023 auf der Suche nach Fachkräften sein werden und dies vor allem im Industrie- und Dienstleistungssektor (rund 85 Prozent). Die weltweit zunehmende Digitalisierung erleichtert die Ausweitung der Personalsuche über die Landesgrenzen hinaus enorm. Einerseits gibt es immer mehr Möglichkeiten der Vernetzung und Kontaktaufnahme, andererseits ist natürlich nicht jede Fachkraft offen für einen Umzug in ein fremdes Land. Sofern das Unternehmen bereit ist, ein paar Hürden zu überwinden und der Job es zulässt, kann Remote-Arbeit eine Alternative sein.
Vorteile durch den Blick über die Landesgrenze
Einer der größten Vorteile des internationalen Recruitings ist die schnellere Besetzung freier Stellen. Gründe hierfür sind u. a. der deutlich größere Kandidat*innenpool, die Chance, in Gebieten zu suchen, in denen der Mangel weniger stark ausgeprägt ist, und die Möglichkeit, mit attraktiveren Angeboten als im Heimatland zu locken. Können Sie internationale Kandidat*innen für sich begeistern, wird Ihr Unternehmen zudem aller Wahrscheinlichkeit nach von den neuen Einflüssen profitieren. Sprach- und Kulturkenntnisse der Mitarbeitenden können sowohl für die Arbeit mit Kund*innen und Partner*innen als auch mit dem eigenen Team eine große Bereicherung sein. Zudem können sich im Bereich Kund*innenakquise durch die neuen internationalen Beziehungen im besten Fall weitere Türen öffnen.
Eine Lösung für jede*n Recruiter*in?
Bevor das internationale Recruiting angegangen wird, sollten Personalverantwortliche bzw. Unternehmen prüfen, ob der Betrieb für die Beschäftigung ausländischer Mitarbeitender ausreichend aufgestellt ist. Wird die Sprachbarriere zum Problem? Sind die Verträge rechtssicher? Die Klärung all dieser Fragen ist mit Aufwand verbunden und kostet meist auch Geld. Sie ist jedoch unerlässlich, wenn ein Arbeitsverhältnis für beide Seiten gewinnbringend funktionieren soll. Stellt sich erst im Nachhinein heraus, dass die Verständigung mit den Beteiligten schwierig ist oder die Bedingungen und Verträge juristisch nicht wasserdicht sind, war der Aufwand der Suche im Zweifelsfall umsonst. Informieren Sie sich daher gewissenhaft über die Rechte in den für Sie relevanten Ländern. Denn selbst innerhalb der EU kann es je nach Land einfacher oder komplexer sein, auswärtige Mitarbeitende einzustellen.
Zusätzlicher Aufwand und in der Regel auch Kosten entstehen zudem für Recruiting-Maßnahmen wie Stellenanzeigen und Direktansprachen in der jeweiligen Sprache sowie für Beurteilungen, bspw. der Qualifikationen oder Zeugnisse aus dem Ausland. Ebenso binden die Verhandlungen und das Aufsetzen der Verträge Kapazitäten und fordern vor allem ein solides Know-how. Wer hier kein gut geschultes Fachpersonal einsetzen kann oder selbst überaus versiert ist, sollte darüber nachdenken, einen Profi zurate zu ziehen.
Andere Länder, andere Sitten. Dieser Spruch trifft auch auf Recruitingmaßnahmen zu. Unternehmen, die planen, im Ausland auf Personalsuche zu gehen, sollten die kulturellen Besonderheiten kennen bzw. sich darüber informieren. Es gilt, passende Ansprachen zu wählen und die gängigen Standards einzuhalten. Wer beispielsweise Kandidat*innen aus den USA nach einem Bewerbungsfoto oder persönlichen Daten (über die Anschrift hinaus) fragt, verstößt sogar gegen Rechtsvorschriften – solche Fehltritte gefährden nicht nur die Personalsuche, sondern können sogar richtig teuer werden.
Auch nachdem der Vertrag unter Dach und Fach ist, spielen die kulturellen Hintergründe und Differenzen eine wichtige Rolle. Es kann eine große Herausforderung sein, eine Person mit völlig anderen Sitten, Bräuchen und Gewohnheiten in ein Unternehmen zu integrieren. Sie sollten also unbedingt eine gute Onboarding-Strategie verfolgen und diese stets nach aktuellen Bedürfnissen weiter ausbauen.
Recruiting-Tipps
Möchten Sie internationale Kandidat*innen für sich gewinnen, sollten Sie nicht ausschließlich auf das Schalten von Stellenanzeigen setzen. Ein besonders wichtiger Baustein sind Direktansprachen, beispielsweise über soziale Netzwerke wie LinkedIn. Auch die Suche über das Portal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland ist ein möglicher Weg: www.make-it-in-germany.com bietet vielseitige Informationen in verschiedenen Sprachen für ausländische Kandidat*innen und rekrutierende Unternehmen. Darüber hinaus gibt es eine Jobbörse und etliche Hilfsangebote. Nach eigenen Angaben erreicht das Portal monatlich 200.000 Menschen.
In der aktuellen Situation bietet sich für Unternehmen auch die Option, ukrainische Geflüchtete einzustellen. Die sogenannte „Massenzustrom-Richtlinie“ ermöglicht eine bis zu dreijährige Arbeitserlaubnis, die eine Beschäftigung sowohl für Geflüchtete als auch für Arbeitgeber deutlich vereinfacht. Verschiedene Portale haben sich schon auf die Vermittlung ukrainischen Personals eingestellt und bieten – in der Regel kostenfrei – die Chance, sich umfassend zu informieren und freie Stellen zu inserieren. Klingt nach einer spannenden Option? Unter https://www.jobaidukraine.com/ finden Sie weitere Informationen.
Fazit
Recruiting jenseits der eigenen Landesgrenzen kann vielversprechende Kandidat*innen erreichen und dem Unternehmen etliche Vorteile einbringen – von umfassenderem Know-how im Team bis zur Performance-Steigerungen dank Diversity. Jedoch sollten Personalverantwortliche die Voraussetzungen prüfen und sich mit den Regelungen anderer Länder vertraut machen. Wer hier zu unbedarft an die Sache herangeht, riskiert kostspielige Fehlschläge. Unterstützung gibt es bei externen Berater*innen, Agenturen oder durch verschiedene Online-Angebote.
Sie möchten ausländische Fachkräfte rekrutieren? Gern unterstützen wir, wenn Sie bspw. eine internationale Anzeigenschaltung oder Direktansprache wünschen. Wir freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme!